Weitere aus vivaristischer Sicht interessante Wirbellose

Anmerkungen zur Haltung und Zucht von Chlorocala africana africana und Chlorocala africana oertzeni und zu deren Vergesellschaftung mit Phasmiden im Terrarium
Die fantastisch schillernden Rosenkäfer der Gattung Chorocala haben sich aufgrund ihrer leichten Zucht bei den Insektenfreunden rasend schnell verbreitet. Besonders häufig werden der leuchtend metallisch grüne Chlorocala africana africana und der metallisch violett-blaue Chlorocala africana oertzeni gepflegt (Siehe Fotos). Beide Arten sind für Anfänger sehr gut geeignet.
Eine Vergesellschaftung mit robust gebauten Phasmiden (Gespenstschrecken) in einem großen Terrarium ist nicht nur reizvoll, sondern auch praktisch.
Dabei hat sich folgende Methode bewährt: Das Terrarium wird 10 cm hoch mit einer troffreien Erde (NeudoHum-Blumenerde von Neudorff) gefüllt. Dieses Substrat enthält genügend Futter für die Larven (Engerlinge) der Käfer. Die Engerlinge beseitigen aber auch den Kot der Phasmiden – Eier der Gespenstschrecken bleiben aber unangetastet. Die Käfer lassen sich gut mit überreifem Obst (Banane etc.) ernähren, von dem sich auch die Engerlinge ihren Anteil nehmen, wenn das Obst direkt auf die Substratoberfläche gelegt wird. Schnell siedeln sich dann aber auch Essigfliegen (Drosophila melanogaster) an. Möchte man dies verhindern, kann man die Käfer auch mit einem Brei aus Blütenpollen (Reformhaus), Honig und Apfelmus ernähren. In einem Schauterrarium kombiniert mit Phasmiden sorgen diese Rosenkäfer auch am Tage, wenn die Phasmiden ruhen, für Bewegung im Terrarium. Der einzige Nachteil ist, dass die Terrarienscheiben wegen der Ausscheidungen der Käfer etwas häufiger gereinigt werden müssen.
Oncopeltus fasciatus - Eine Wanze für die Haltung im Terrarium

Oncopeltus fasciatus - Auch Wanzen sind interessante Insekten für das Insektarium.
Haltungstipps für die Milchkrautwanze gibt es hier: Haltungstipps
Haltung und Zucht der Ostafrikanischen Höhlengrillen Phaeophilacris bredoides
Verbreitung:
Chibongwe-Höhlen in Sambia (?)
Lebensraum:
Karsthöhlen mit hoher relativer Luftfeuchte und Temperaturen bei Zimmertemperatur und darunter
Größe:
Männchen 18-25 mm; Weibchen 19-25 mm; sehr variabel: Mitunter treten Zwerg- und Riesenformen auf.
Haltung:
Zum
Nachahmen des natürlichen Lebensraumes sollten Wände und Decke des
Terrariums mit Kork oder ähnlichen rauhen Stoffen verkleidet sein. Der
Boden wird min. 5 cm hoch mit feuchter, festgedrückter Terrarienerde
oder einem ähnlich gut Wasser speichernden Substrat bedeckt. Als
Tränke eignet sich eine flache Schale, die mit stets nassem Sand
gefüllt ist. Die Art kann jedoch auch erfolgreich in Kuststoffboxen auf
Eierkartons gehalten werden (ähnlich Futtertierzucht).
Bei
Zimmertemperatur entwickeln sich die Larven in etwa zehn Monaten zum
adulten Tier. Bei 25-30°C dauert die Entwicklung nur ca. vier bis fünf
Monate. Das Beheizen des Terrariums (z.B. durch eine Lampe von außen)
ist also vorteilhaft. Die Weibchen legen mit ihrem deutlich sichtbaren
Legestachel ihre Eier ins Bodensubstrat. Ihre Entwicklung beträgt etwa
zwei Monate. Bei den aufgeführten Bedingungen stellt sich der Nachwuchs
von selbst ein. Nymphen aller Größen und Imagines sind untereinander
verträglich, können also zusammen gepflegt werden. Auch verträgt diese
Art eine erstaunlich hohe Populationsdichte.
Die beiden Arten sollten nicht zusammen gehalten werden, da eine Kreuzung nicht auszuschließen ist.
Ernährung:
Grundfutter:
Hunde-Trockenfutter, Fisch-Flockenfutter. Besonders gerne werden aber
auch tote Insekten (Stabschrecken) angenommen. Schließlich handelt es
sich bei den Höhlengrillen auch um Aasfresser.
Ferner: geschälte und kleingeschnittene Bananen, Äpfel, Möhren, Kartoffeln und Gurken.
Achatina - Arten
Haltung und Zucht der Riesenschnecke Achatina fulica
Verbreitung:
Die Achat- oder Riesenschnecke stammt ursprünglich aus Ostafrika, wurde aber
durch englische und französische Kolonisten seit 1800 über das gesamte Gebiet
des Indischen und weite Teile des Pazifischen Ozeans verbreitet. Mittlerweile
ist sie über fast alle tropischen und feucht-subtropischen Gebiete der Erde
verbreitet, wird als Lebensmittel geschätzt, richtet aber in manchen Gebieten
große landwirtschaftliche Schäden an.
Größe:
Diese Art kann bei einer Schalenlänge von 12-20 cm ein Gewicht von bis zu 200 g
erreichen. Geschlechtsreif werden die Schnecken bei einer Schalenlänge von etwa
7 cm, eine Größe, die diese Art unter guten Haltungsbedingungen bereits im
Alter von einem Jahr erreicht hat!
Haltung:
Zur Haltung eignen sich normale Terrarien, deren Rückwände zur Dekoration mit
Borke verkleidet werden können. Der Boden sollte etwa 10 cm hoch mit
Terrarienerde bedeckt sein, der man direkt auch eine ordentliche Menge Kalk
(Eierschalen zermalen oder Garten-Kalk) beimischt. Das Bodensubstrat sollte
stets feucht (nicht nass!!) gehalten und das Terrarium zumindest alle drei Tage
abends handwarm eingesprüht werden. Zur Beleuchtung und Erwärmung des
Terrariums auf erforderliche 25°C eignet sich eine Energiesparlampe.
Im Urlaub kann man jedoch auch eine Trockenzeit nachahmen. Dabei verschließen
die Schnecken die Schalenöffnung mit einem Deckel aus erstarrtem Schleim und
Kalk (Epiphragma) und können so mitunter monatelang ohne Nahrungs- und
Flüssigkeitsaufnahme überdauern. Eine solche Ruhephase regt meist auch das
Fortpflanzungsverhalten an. Wie alle Landlungenschnecken ist auch Achatina ein
Zwitter. Die Paarung findet fast immer nachts statt. Wenig später (beim
ausgewachsenen Tier regelmäßig alle 2-3 Monate) werden 40 bis 500 Eier in einer
selbst gegrabenen Höhle abgelegt. Da sie Spermien speichern können, sind sie in
der Lage, viele Gelege in Folge ohne erneute Paarung zu produzieren. Die
erbsengroßen Jungschnecken sollten separat aufgezogen werden.
Ernährung:
gut gewaschenes Gemüse: Kohl, Salat und Wildkräuter (z.B. Löwenzahn, Vogelmiere
usw. ; gewaschene, geschälte und in Kalkpulver gewälzte Gurken-, Kartoffel- und
Möhrenscheiben; Wichtig: auch tierische Kost regelmäßig verfüttern:
Hunde-Trockenfutter, Fisch- Flockenfutter!
Nützliche Links:
www.achatinidae.com
www.achat-schnecken.de
Triops sp. - mal kein Insekt
Urzeitliche Tiere für das 2 bis 5 Liter- Becken:
Die "Urzeitkrebse" der Gattung Triops (Ordnung Notostraca)
Immer
häufiger werden sie angeboten und mitunter kann man ihre Eier sogar mit
bestimmten Comic- Heften am Kiosk kaufen: Als Urzeitkrebse werden neben
dem unter Aquarianern allseits bekannten und beliebten Salinenkrebschen
Artemia salina aus der Klasse der Kiemenfüße Anostraca (auch
"Schalenlose" genannt) nun auch die einstmals nur unter Naturkennern,
Umweltschützern und Experten bekannten Ordnung der "Rückenschaler"
Notostraca (Klasse Phyllopoda: Blattfußkrebse) verkauft. Wie die
Salinenkrebschen so sind auch diese Krebstiere Vertreter einer sehr
ursprünglichen Gruppe von Krebsen, die ihre Blütezeit im Trias (vor 210
- 250 Millionen Jahren) und davor erlebten und sich seitdem kaum
veränderten. Und noch mehr haben sie mit den Anostraca gemein: Auch sie
überlebten die Jahrmillionen nur durch Einnischung/Anpassung in bzw. an
sehr extreme Lebensräume, in denen sie einer Konkurrenz durch
fortschrittlichere Arten entgingen. Sie bewohnen noch heute kurzlebige
Gewässer wie Pfützen, Schmelzwasserteiche und Überschwemmungs-gebiete.
Dazu haben sie verschiedene Anpassungen ausgeprägt. Wohl das
bekannteste Phänomen ist die enorme Widerstandsfähigkeit der Dauereier,
die nach dem Austrocknen des Gewässers zurückbleiben und mitunter
Jahrzehnte in völlig trockenem Zustand und ohne erkennbare
Stoffwechseltätigkeit im Sediment überdauern, um dann bei erneuter
Überschwemmung unter günstigen Umweltbedingungen binnen eines Tages zu
schlüpfen. Aufgrund der Kurzlebigkeit der bewohnten Gewässer entwickeln
sich die Krebse unter günstigen Umständen schon in nur zwei bis drei
Wochen zum fortpflanzungsfähigen Individuum. Männchen treten nur
außerordentlich selten auf und sind für die Fortpflanzung auch nicht
notwendig, da aus den unbefruchteten Eiern erneut fruchtbare Weibchen
schlüpfen. Dieses in der Natur weit verbreitete System bezeichnet man
als Jungfernzeugung (Parthenogenese), das man unter anderem von
zahlreichen weiteren ursprünglichen und modernen Krebstieren
(Wasserflöhe, Salinenkrebs, Muschelkrebs, aber auch manche
Süßwassergarnelen und Flußkrebse usw.), Insekten (Blattläuse, Gespenst-
und Stabschrecken) aber auch von Wirbeltieren wie manchen Echsen und
dem sogar Truthahn kennt.
Im Gegensatz zu den Salinenkrebschen ernähren sich die viel größer werdenden Triops -
Arten, nur im Jugendalter und später nur partiell von Algen. Es sind
Räuber, die in Natur den Schlamm am Gewässergrund durchwühlen und nach
kleinen Würmern, Insektenlarven und anderen Krebschen suchen. Im
folgenden Text gibt der Autor eine modifizierte Aufzucht- und
Haltungsbeschreibung aus eigener Erfahrung wieder.
Arten
Im Handel kann man derzeit Eier zweier verschiedener Triops - Arten erhalten: Triops longicaudatus
stammt aus Nordamerika. Die hellbraunen Tiere mit roten Beinen werden
gut 5 bis 6 cm lang und entwickeln sich unter optimalen Bedingungen
besonders schnell. Der europäische Triops cancriformis entwickelt sich
etwas langsamer, ist dunkler gefärbt, robuster und erreicht dafür mit
den Schwanzanhängen eine Länge von bis zu 10 cm. Beide Arten sind
gleichermaßen gut für den Einstieg geeignet. T. cancriformis
ist geschützt, darf also nicht der Natur entnommen werden, wird aber
speziell für die Privathaltung und natürlich auch für die Forschung
gezüchtet.
T. cancriformis wird auch als "Warmwasser - Art"
bezeichnet, da er sich vom späten Frühjahr bis in den Hochsommer hinein
entwickelt. Sollte man das Glück haben und einen Standort dieser Art
entdecken, so ist die Art häufig mit den Anostracen Branchipus schaefferi ("Feenkrebschen", ein enger Verwandter von A. salina)
vergesellschaftet. In Schmelzwassertümpeln oder in
Überschwemmungsgewässern in Flußauen und Bruchwäldern kann man im
zeitigen Frühjahr die ausgesprochene Kaltwasser - Art Lepidurus apus (Notostraca) ebenfalls vergesellschaftet mit einem Anostracen (Siphonophanes grubei)
finden, die mit steigenden Temperaturen spätestens im Mai schnell
verschwinden. Hier muss auf die Gefährdung dieser
Krebstiergesellschaften hingewiesen werden, deren Biotope durch die
massiven Eingriffe des Menschen (z.B. Eindeichung der Flüsse und
Entwässerungsmaßnahmen) immer seltener werden und teilweise sogar nur
noch in kleinsten Reliktvorkommen in Deutschland existieren.
Vorbereitung und Aufzucht
Für
die Haltung der Tier eignen sich kleine 2 bis 5 Liter fassende
Kunststoffaquarien, wie sie in jedem Fachgeschäft erhältlich sind. Ein
solches Becken muss vorab gründlich mit heißem Wasser gereinigt werden.
Anschließend wird es zwei- bis dreimal mit destilliertem Wasser (in
jedem Supermarkt in 2 oder 5 Liter Kanistern erhältlich) ausgespült. In
das so gereinigte Becken kann nun das Substrat mit den Eiern (aus
Versandhandel) gegeben und das Aquarium mit mindestens 2 bis maximal 5
Litern destilliertem Wasser aufgegossen werden. Auf Dekoration muss
verzichtet werden, um eine Verunreinigung mit Schadstoffen oder
un-erwünschten Keimen zu verhindern. Das Becken wird nun mit einer
Glasplatte abgedeckt, ein Spalt zum Luftaustausch wird allerdings frei
gehalten. Es ist zu beachten, dass sich zu hohe Gefäße nicht eignen, da
der Gasaustausch nur über die Wasseroberfläche erfolgt. Flache Schalen
sind daher ebenfalls gut geeignet. Es ist zu bedenken, dass schließlich
das Biotop "Pfütze" nachgeahmt wird. Eine Belüftung durch eine
Aquarien-Luftpumpe ist dann überflüssig und auch ungeeignet, da die
jungen Krebse aus dem Wasser befördert werden und an der Aquarienwand
kleben bleiben können.
Das frisch gefüllte Aquarium wird nun unter
helles, sonnenlichtähnliches Kunstlicht gestellt. Die
Beleuchtungsperiode sollte deutlich über 12 Stunden (am besten 14-16 h)
liegen. Die Idealtemperatur liegt bei T. longicaudatus bei 25 bis 26°C, bei T. cancriformis um 23 bis 24°C.
T. longicaudatus
schlüpft unter diesen Bedingungen schon nach 24 Stunden, T.
cancriformis kann mit dem Schlupf bis zu eine Woche auf sich warten
lassen. Sobald man die anfangs winzigen Jungkrebse durchs Wasser zucken
sieht, kann man mit dem Füttern geringster Mengen des
Algen-Trockenfutters (Versandhandel) beginnen. Die Tiere wachsen
außerordentlich schnell heran. Erreichen die Tiere eine Größe von
über 1 cm kann man mit dem sparsamen Verfüttern des "Kraftfutters"
(Versandhandel) beginnen. Es gilt hier nur jeweils dann zu füttern,
wenn die Nahrung der letzten Fütterung vollkommen aufgezehrt ist.
Kannibalismus insbesondere bei der amerikanischen Art lässt sich kaum
verhindern und ist völlig normal. So wird der Besatz auf eine gesunde
Anzahl reduziert.
Nach einer Woche sollte man mit dem
Wasserwechseln beginnen. Dazu wird zunächst etwa ein Drittel der
Wassermenge abgeschöpft und durch destilliertes Wasser oder durch ein
Gemisch aus viel destilliertem Wasser und etwas nitratarmen
Mineralwasser (niemals Leitungswasser!) ersetzt. Zunächst wechselt man
das Wasser nach Bedarf, schließlich wird es aber täglich notwendig.
Zucht
Sind
die Tiere auf über 1 cm angewachsen, kann etwas Sand (0,5 cm hoch) als
Eiablagesubstrat ins Aquarium gegeben werden. Der Sand muss jedoch
zunächst sehr gründlich mit heißem Wasser gereinigt werden.
Anschließend spült man den Sand mindestens dreimal mit destilliertem
Wasser und erhitzt den Sand anschließend im Backofen für etwa eine
halbe Stunde bei größter Hitze.
Die Geschlechtsreife der Tiere
erkennt man deutlich an der Ausbildung zweier "Eibeutel", die am elften
Thoracopodenpaar (Thoracopod: Spaltbeine des Thorax- Bereichs)
ausgebildet werden. Bei T. longicaudatus können diese Eibeutel,
wie bereits beschrieben, schon zwei Wochen nach dem Schlupf ausgebildet
sein. Die Krebse beginnen nun verstärkt im Sand zu wühlen, wobei
anscheinend auch die ausgereiften Eier abgegeben werden. Mitunter kann
man die runden dunkelorangen bis brauen Eier sogar im Sand mit bloßem
Auge ausmachen. Sind die Elterntiere verstorben, gießt man nun
vorsichtig einen Großteil des Wassers ab und lässt nun den noch nassen
Sand mit Eiern und Algen über mindestens einem Monat eintrocknen. Ist
der Sand vollkommen trocken, kann er in kleine "Esslöffel-Portionen"
portioniert, in geeignete Gefäße gefüllt und nach belieben Monate oder
theoretisch auch Jahre im Kühlschrank gelagert werden. Oder man beginnt
erneut mit der Aufzucht und gießt, wie oben beschrieben, eine Portion
erneut mit 2 Litern destilliertem Wasser auf und der Jahrmillionen alte
Zyklus beginnt erneut.... Es schlüpfen nicht alle Eier mit dem nächsten
Aufgießen, es bleiben immer einige zurück. Auch dies macht biologisch
Sinn und hat sicherlich dazu beigetragen, dass diese Tiere bis heute
überlebt haben, denn schließlich sind die Lebensumstände nicht bei
jeder Überschwemmung optimal. So kann es sein, dass die Wassermenge
nicht ausreicht und die Pfütze noch vor dem Erreichen der
Geschlechtsreife der Tiere wieder austrocknet. Eine weitere
bemerkenswerte Strategie dieser lebenden Fossilien.
Viel Freude mit diesen lebenden Fossilien!
Links:
www.urzeitkrebse.de
www.urzeitkrebse.at
www.urzeitkrebse.com
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