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Insekten als Heimtiere?


Eurycnema goliath - Eine der schönsten Stabschrecken in Zucht, die ich kenne!

Im zunehmenden Maße werden in den letzten 20 Jahren exotische Insekten nicht mehr nur als Ausstellungstiere in Zoo-Insektarien gehalten, sondern sind auch in den Terrarien vieler privater Halter zu finden. Ich beschäftige mich schon seit 1990 mit der Haltung und Zucht exotischer Phasmiden (Stab- und Gespenstschrecken), Käfer, Heuschrecken, Schmetterlingen, Schaben, Gottesanbeterinnen, aber auch verschiedenen Spinnentieren. Daneben befasse ich mich sehr intensiv mit der heimischen Natur (Botanik sowie Zoologie), was bei der Suche nach geeigneten Futterpflanzen ohnehin unerlässlich ist. Angefangen habe ich mit der Aquaristik, der Haltung von Schildkröten und diversen Amphibien.


Bild: Afrikanischer Rosenkäfer der Gattung Eudicella

Gliedertiere im Terrarium

Dreißigmillionen Spinnen- (Arachnida) und Tracheentierarten (Tracheata) vermuten manche Entomologen (Insektenkundler) noch in den tropischen und subtropischen Regionen unserer Erde. Über 90 % aller Tierarten wären damit Gliederfüßer. All diese noch größtenteils unbekannten Arten zu erforschen, bevor sie unwiederbringlich verschwinden, sollte eigentlich eine der wesentlichen Aufgaben der Zoologie sein. In den letzten Jahren gelangen viele bisher noch unbekannte Tiere auch in die Zuchten mancher Terrarianer. Vogelspinnen gehören noch zu den häufig in Privathänden anzutreffenden Gliederfüßern. Zu ihnen gesellten sich aber auch in den letzten Jahrzehnten rasch Skorpione und immer öfter auch Geißelskorpione (Thelyphonida), Geißelspinnen (Amblypagi) und tropische Kreuzspinnen (Araneidae), z. B. Opuntienspinnen der Gattung Cytrophora und Seidenspinnen (Nephilidae) - die größten und oft buntesten Radnetzpinnen überhaupt. Sonderlinge stellen die meist aus ariden Regionen stammenden Walzenspinnen (Solifugae) dar, deren Zucht besonders schwierig ist. Krebstiere wie Landkrabben und Landeinsiedlerkrebse bleiben vorerst in den Terrarien nur Besucher auf Zeit, da die meisten Arten ihre Larvenstadien planktonisch im Meer verbringen.

Aber gerade bei den Tracheentieren hat sich viel verändert. Neben Hundert- (Chilonada) und riesigen Schnurfüßern (im Volksmund „Tausendfüßer“ - Juliformia) werden vor allem mehr und mehr Insekten erfolgreich gehalten und gezüchtet als jemals zuvor: Viele Schmetterlinge (Lepidoptera), Käfer (Coleoptera); hier vor allem Schwarz- und Rosen-, Blatthorn- und Nashornkäfer, wenige Lauf- und Rüsselkäfer), Hautflügler (Hymenoptera; Blattschneideameisen (Atta, Acromyrmex aber im zunehmenden Maße auch viel andere heimische wie exotische Ameisen und auch eine Grabwespenart sind in den Zuchten vertreten), Zweiflügler (Diptera z.B. Drosophila und ihre vielen Mutanten oder bizarre Stielaugenfliegen Diopsidae), Wanzen (Heteroptera; vor allem bunte tropische Raubwanzenarten), Heuschrecken (Orthoptera; hier werden sowohl bizarre Höhlengrillen als auch bunte Kurzfühlerheuschrecken aller Art und sich als Blätter tarnende Laubheuschrecken (z. B. Stilpnochlora und Ancylecha) gehalten. Insbesondere Fangschnecken (Gottesanbeterinnen; Mantoptera/Mantida), Schaben (Blattoptera) und Stabschrecken sowie "Wandelnde Blätter" (Phasmatoden) werden sehr erfolgreich gezüchtet.

Die folgenden Seiten sollen besonders den Phasmiden und Schaben gewidmet sein.

Anmerkungen zu Importen

Wegen der großen Nachfrage werden von Tierhändlern auch immer mehr Gliedertiere importiert. Dies kann eine Bereicherung sein, wenn es gelingt, die Importtiere nachzuzüchten. Dafür sind aber auch hinreichende Informationen über die Herkunft und den Lebensraum der Tiere notwendig. Tatsache ist leider, dass die Händler meist nicht die geringste Ahnung haben, was sie da anbieten und demzufolge Ratschläge zur Haltung gegeben werden, die bestenfalls auf Vermutungen basieren – ebenso wie mitunter die (wissenschaftlichen) Namen der Tiere. Immer wieder werden beispielsweise Saftkugler (Glomerida) aus Madagaskar oder Afrika importiert, deren Haltung spätestens nach wenigen Monaten scheitert, ohne dass man bisher wüsste, warum das so ist. Ein extremes Erlebnis hatte ich auf der Frankfurter Insektenbörse vor wenigen Jahren, als ein Händler importierte lebende und zugegebenermaßen wunderschöne tropische Ölkäfer (Meloidae) einem Vater und seinem Sohn als pflegeleicht anbot. Dass diese Tiere nicht nur für den Laien praktisch unmöglich zu züchten sind (Parasitismus der Larven bei Wildbienen), sondern auch nur wenige Wochen als Imago leben und aller Wahrscheinlichkeit nach auch noch hochgiftig sind, verschwieg der Händler. Ich könnte noch einige Geschichten über Skolopender im Kinderzimmer und dergleichen erzählen, höre aber besser an dieser Stelle auf, bevor ich mich in Rage schreibe.

Mein Fazit zu Importen: Unter der Voraussetzung, dass die Entnahme der Tiere aus der freien Natur unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit betrieben wird (z. B. wie bei einigen Schmetterlingsfarmen) und nicht zur Zerstörung der Lebensräume führt oder eine direkte Bedrohung für die Art darstellt, können sinnvolle Importe durchaus eine Bereicherung darstellen. Neue Arten können so in die Zuchten gelangen oder bestehende Zuchten „genetisch“ aufgefrischt werden. Ich rate jedoch nur demjenigen dazu, der bereits hinreichende Erfahrungen mit der Haltung und Zucht von Gliederfüßern im Terrarium hat, denn sonst ist die Freude an den Tieren meist nur kurz. Auch sollte man sich des Risikos bewusst sein, mit den Wildfängen Krankheiten und Parasiten einzuschleppen – ganz abgesehen von der Tatsache, dass durch ungünstige Transportbedingungen die Sterblichkeit ohnehin hoch liegt und auch das Alter der Tiere häufig nicht richtig eingeschätzt werden kann. Wildfänge/Importe gehören also nur in erfahrene Hände. Einsteiger auf dem Gebiet sollten der Versuchung widerstehen und zunächst Erfahrungen mit hiesigen Nachzuchten sammeln. Das beugt unnötiger Frustration vor.

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